Swiss Aerospace Cluster SAC organisierte zusammen mit der Standortförderung des Kantons Glarus den 1. Schweizer Heli-Tag. Dort, wo vor zehn Jahren der erste Schweizer Helikopter entwickelt und gebaut wurde, diskutierten Fachvertreter im Beisein von 270 Teilnehmern über die Zukunft der Schweizer Helikopter-Industrie. Im Rahmen einer flankierenden Ausstellung wurden Innovationen präsentiert.

Die Dynamik in der Helikopterindustrie hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Gleichzeitig haben die Aviatik und die Helikopterindustrie für die Schweiz eine hohe ökonomische, medizinische und soziale Bedeutung. Ziel des 1. Schweizer Heli- Tags, der am 11. Februar 2020 in Näfels stattfand, war es, diese Bedeutung hervorzuheben und die Visibilität der Branche auf nationaler und internationaler Ebene zu erhöhen.

«Die Schweiz ist ein Heli-Land»

«Am 1. Schweizer Heli-Tag bringen wir zwei Welten zusammen», sagte Erik Linden, Geschäftsführer des Swiss Aerospace Clusters. «Betreiber und Hersteller treffen sich sonst nur im kleinen Rahmen. Mit dem 1. Schweizer Heli-Tag schaffen wir einen zentralen Treffpunkt für beide Anspruchsgruppen.» Die Schweiz sei ein Heli-Land, sagte eingangs SRFModerator, Pilot und Aviatik-Journalist Michael Weinmann. Für Martin Laupper, der als ehemaliger Gemeindepräsident von Glarus Nord den Erhalt und die Weiterentwicklung des Flugplatzes Mollis initiiert hatte, ist das Glarnerland ein Boden für Innovationen. Bazl-Direktor Christian Hegner strich in seiner Begrüssung die überproportionale Bedeutung von Helikoptern aufgrund der Topographie der Schweiz heraus. Mit Verweis auf die Safety Roadmap für Helikopter der EASA verglich er jedoch etwas unreflektiert die USA mit der Schweiz. Air Zermatt-Verwaltungsrats-Präsident und Luftfahrt-Anwalt Philipp Perren beleuchtete Risiken wie Gesetzgebung und operationelle Einschränkungen. Die Aufsicht sei zwar hoheitlich, würde aber von den Unternehmen bezahlt. Nationalrat Martin Candinas, Präsident der Swiss Helicopter Association, referierte über das Spannungsfeld von Gesellschaft, Politik und Aufsicht, in dem Helikopterunternehmen stehen. Heliflüge seien hauptsächlich Arbeitsflüge und hätten eine Service Public-Funktion. Keine staatliche Unterstützung erfahre die Rettungsfliegerei. Weil die Schweiz Helikopter brauche, seien gute Rahmenbedingungen zwingend.

Glarnerland als Boden für Innovationen

Gemäss Swiss Aerospace Cluster ist die Schweiz eines der technologisch am weitesten entwickelten Luftfahrtländer der Welt, weil sie eine optimale Basis für Innovation biete. Wichtige Faktoren sind die geografische Lage in den Alpen, aber auch die günstigen wirtschaftlichen Bedingungen im Herzen Europas. Mit der Entwicklung des ersten Schweizer Helikopters hat sich Mollis einen Namen als Zentrum für Helikopterindustrie gemacht. Seit zehn Jahren ist die Kopter Group am Flugplatz Mollis aktiv. Die Dynamik in der Branche hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Aus diesem Grund wurden am Flugplatz Mollis 2016 das Helikopter- Kompetenzzentrum gegründet und die Fachgruppe Helikopter des Swiss Aerospace Clusters ins Leben gerufen. Andreas Löwenstein, CEO der Kopter Group, erläuterte die anspruchsvolle Entwicklung des von Martin Stucki konzipierten Sky Heli SH-9. Sicherheit müsse höchsten Standards genügen und Helikopter mit einer Elektronik versehen sein, die dem Piloten sicheres Fliegen ermögliche. Der Hubschrauber sei ein System und müsse innerhalb von Minuten für Einsätze adaptierbar sein. Zum kürzlichen Verkauf von Kopter an Leonardo äusserte sich Löwenstein zurückhaltend.

Marianne Lienhard, Volkswirtschaftsdirektorin und Landesstatthalter, unterstrich in ihrer Grussadresse: «Der Kanton Glarus ist auf die Verfügbarkeit von Helikoptern angewiesen.» Der Fluglatz Mollis müsse wirtschaftlich weiterentwickelt werden.

Compliance – Herausforderung im Unternehmensalltag

Vorgaben für Heli-Unternehmen finden sich in unzähligen Artikeln. Compliance – also das Einhalten von Gesetzen, Richtlinien, etc. – wird zu einem zentralen Teil der Unternehmensführung. Dass Compliance aber nicht mit Safety gleichzusetzen sei, betonten mehrere Vertreter von Helikopterunternehmen. Jede Änderung der Gesetze erfordern eine Anpassung der Compliance und folglich auch der Handbücher; eine enorme An- und Herausforderung an die Firmen, sind doch 90 Prozent der Heli-Unternehmen Kleinbetriebe mit weniger als fünf Maschinen. Mehr Regeln seien nicht die Lösung, sondern intelligentere und somit weniger, liessen mehrere Exponenten verlauten.

Drohnen und Innovationen in der Ausstellung

«Innerhalb von sechs Sekunden muss ein Ausweichmanöver zwischen Helikopter und Drohne stattfinden», sagte Igor Canepa von Swiss Helicopter. Kollisionsvermeidung erfordere visuelle und kooperative Erkennung, elektronische Verbindungen und Kommunikation. Die Zukunft verlange einen Technologie-Transfer von der Drohne zum Helikopter sowie strategische Verfahren. Für den Drohnen-Pionier Prof. Dr. Roland Sigwart von der ETH Zürich ist die Schweiz ein erfolgreiches Drohnenland mit Potenzial für Pionierleistungen. Allerdings sei der Weg zum Beispiel für Flugtaxis noch sehr lange. Das Bazl erwartet EASA-Regulierungen ab Sommer 2020. Eine Plattform erhielten auch die Hersteller. In der Linth-Arena in Näfels präsentierten sie das ganze Spektrum der Schweizer Helikopterindustrie. Neuartige Drohnen waren ebenso zu sehen wie Ausstattungen oder Simulatoren für das Flugtraining. «Mit Ausstellungsstücken wie der Rettungsausrüstung für Helis können wir zeigen, welchen Fortschritt die Technik gemacht hat», sagte Roland Hengartner, CEO der Aerolite AG und Präsident des Swiss Aerospace Cluster. Der nächste Helitag soll in zwei Jahren stattfinden.

Quelle: Cockpit 3 2020
Titelbild: Blick auf das Matterhorn aus dem Cockpit eines Ecureuil AS 350 B3 von Air Zermatt. © Air Zermatt